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Automotive 19. November 2018

Herausforderungen im Strukturguss-Markt durch Globalisierung

Druckgießen ist ein wirtschaftliches Verfahren, um Strukturbauteile herzustellen. Die auf diesem Gebiet tätigen Gießereien müssen mit etlichen Herausforderungen fertig werden. Die Nutzung moderner Fertigungstechnik und die Kooperation mit anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette stärken deren Wettbewerbsfähigkeit.

Druckgießen ist ein wirtschaftliches Verfahren, um Strukturbauteile herzustellen. Die auf diesem Gebiet tätigen Gießereien müssen mit etlichen Herausforderungen fertig werden. Die Nutzung moderner Fertigungstechnik und die Kooperation mit anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette stärken deren Wettbewerbsfähigkeit.

Ein wesentlicher Bestandteil moderner Automobilkarosserien und -fahrwerke (Chassis) sind Strukturbauteile aus Leichtmetalldruckguss, vorrangig aus Aluminium und Magnesium. Diese Bauteile lassen sich mit Druckgießverfahren zuverlässig herstellen, erfüllen wichtige Anforderungen hinsichtlich Leichtbau, Festigkeit und Crash-Verhalten und können am Ende ihrer Nutzungszeit komplett recycelt werden.

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Fachleute erwarten, dass der Strukturguss-Markt in den kommenden Jahren stark weiterwachsen wird. Die generelle weltweite Nachfrage nach Druckgussteilen für Kraftfahrzeuge dürfte von mehr als 7,5 Mrd. Dollar im Jahr 2015 auf fast  12 Mrd. Dollar im Jahr 2021 ansteigen, wobei für die Zeit von 2016 bis 2021 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 7,8 Prozent erwartet wird. Eine Stärke der Druckgießtechnik liegt darin, dass durch Druckgießverfahren in einem Arbeitsgang Teile erzeugt werden können, die unterschiedliche Geometrien, teilweise verstärkte oder verdünnte Wanddicken und verschiedene Funktionen in sich vereinen können.

Die wichtigste Anforderung der Automobilhersteller an ihre Zulieferer ist, Teile mit gleichbleibend hoher Qualität zuverlässig bedarfsorientiert (just-in-time) zu liefern. Außerdem erwarten Automobilhersteller von ihren Zulieferern, dass sie Standorte nahe den Automobilwerken betreiben. Um diese Anforderung erfüllen zu können, müssen sich Druckgießereien mit vielen Herausforderungen auseinandersetzen, die miteinander in Wechselwirkung stehen. Hierzu gehört nicht zuletzt die Globalisierung. Die weltweite Verknüpfung von Industrieaktivitäten bringt es mit sich, dass sich gut etablierte Automobilzulieferunternehmen gegenüber einem starken internationalen Wettbewerb behaupten müssen, in dem vermehrt auch Unternehmen aus aufstrebenden Schwellenländern aktiv werden. Da Strukturbauteile in der Regel großflächig und dünn sind, konkurriert der Leichtmetall-Druckguss auf diesem Gebiet mit der Verarbeitung von Stahl- und Aluminiumblechen und -profilen, was eine weitere Herausforderung für Druckgießereien darstellt.

Entscheidend wichtig, um die Anforderungen der Automobilindustrie und anderer Abnehmer erfüllen zu können, ist die kosteneffiziente Fertigung der Strukturgussteile entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Moderne Fertigungssysteme garantieren eine hohe Verfügbarkeit, arbeiten energie- und rohstoffeffizient und lassen sich flexibel an die Markt- und Auftragssituation anpassen. Mit diesen Systemen können Druckgießereien beträchtliche Einsparpotenziale nutzen und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Nötig sind daher ständige und sinnvolle Investitionen, um die Fertigungseinrichtung auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. Dauerhafte Kooperationen mit Zulieferern und Abnehmern helfen überdies, notwendige Investitionen zu tätigen und Lösungen entwickeln zu können, die den Kunden einen Mehrwert geben. Auch dem Thema Digitalisierung (Industrie 4.0) kommt wachsende Bedeutung zu, weil Prozesse durch digitale Techniken effizienter gesteuert und Optimierungspotenziale frühzeitig erkannt werden können. Die erfassten Maschinen- und Produktionsdaten geben Auskunft über den Zustand der Fertigungsanlagen, machen Optimierungspotenziale sichtbar und lassen sich klar und umfassend dokumentieren, was mit Blick auf die Haftungsthematik immer wichtiger wird. Und nicht zuletzt sind es die Fähigkeiten, frühzeitig Markt- und Kundenbedürfnisse zu erkennen und Lösungen anzubieten, sowie ein umfassender, kundenbezogener Service, die Druckgießereien helfen, auf einem globalen Markt zu bestehen.

Große Unternehmen aus der Druckgießbranche wie Dynacast, Martinrea Honsel oder Nemak haben Niederlassungen in Ländern wie China und Mexiko gegründet, um die dortigen OEM-Werke ihrer Kunden direkt beliefern zu können. Vor allem deutschen Unternehmen, die über ein hohes Technologie-Know-how verfügen, bieten sich in diesen Märkten noch gute Chancen, um im globalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können. Die außereuropäischen Druckgussmessen der Euroguss-Familie in China, Indien, Thailand und Mexiko sind für diese Unternehmen ein ideales Forum, um sich und ihre Fähigkeiten zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen.

Die Automobilindustrie befindet sich in einem Wandel, was die Antriebstechnik betrifft. Niemand weiß, wie sich dieser Wandel letztlich auswirken wird. Es dürfte aber schon jetzt feststehen, dass Zulieferer, die nur Komponenten für Verbrennungsmotoren und konventionelle Antriebsstränge fertigen, Marktsegmente verlieren werden. Andererseits benötigen Fahrzeuge mit Hybrid-, Elektro-, Brennstoffzellen oder einem anderen alternativen Antrieb spezielle Komponenten, zum Beispiel Batteriegehäuse, die dem Druckguss ein neues Produktfelder erschließen. Bei Fahrzeugen mit Hybridantrieb muss außerdem wegen der beiden Antriebssysteme ein Gewichtsausgleich geschaffen werden, wofür sich ebenfalls Druckgussteile gut eignen. Und da jedes Kraftfahrzeug, unabhängig vom Antriebssystem, Strukturteile benötigt, bieten sich nicht zuletzt auf diesem Gebiet auch künftig gute Marktmöglichkeiten für Druckgießereien.

Einen Einblick in den Stand der Druckgießtechnik und Anregungen, wie Druckgießereien ihre Marktstellung stärken und ausbauen können, gibt die Internationale Fachmesse für Druckguss Euroguss, die vom 14. bis zum 16. Januar 2020 in Nürnberg stattfindet.

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