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Branche

Feinwerkmechanik-Betriebe vor großen Herausforderungen

Während die aktuelle Geschäftslage bei den baunahen Metallbaubetrieben stabil ist, stehen Betriebe der Feinwerkmechanik vor großen Herausforderungen.
Viele Betriebe der Feinwerkmechanik stehen in Folge der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen.

Während die aktuelle Geschäftslage bei den baunahen Metallbaubetrieben stabil ist, stehen Betriebe der Feinwerkmechanik vor großen Herausforderungen.

„Im Metallhandwerk stehen insbesondere die investitionsintensiven Betriebe der Feinwerkmechanik vor großen Herausforderungen”, kommentiert BVM-Hauptgeschäftsführer Markus Jäger. Die verhalten-positive Gesamtsituation im Metallhandwerk täusche darüber hinweg, dass zum Ende des dritten Quartals eine deutlich zweiteilige wirtschaftliche Situation für die Metallbetriebe zu betrachten sei.

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Der Bundesverband Metall (BVM) hat zum Ende des dritten Quartals seine Mitgliedsbetriebe zur wirtschaftlichen Situation befragt. Während sich die aktuelle Geschäftslage bei den baunahen Metallbaubetrieben als nach wie vor weitgehend stabil beschreiben lässt, kämpfen die Betriebe der Feinwerkmechanik ums Überleben. Beide Gewerke bemühen sich um Auszubildende, allerdings konnten rund 40 % der Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen.

Feinwerkmechaniker stehen vor großen Herausforderungen und kämpfen um ihre Existenz

Die Kurzarbeit in der Feinwerkmechanik ist auch im dritten Quartal auf einem Höchststand. Fast 60 % der Feinwerkmechanischen Betriebe sind mit Kurzarbeit befasst. Damit setzen sich die Befürchtungen der Feinwerkmechaniker aus den vergangenen Konjunkturumfragen fort. Die größten Herausforderungen liegen dabei in der oftmals Corona bedingten schwierigen Auftragslage sowie beim ruinösen Preiswettbewerb, gefolgt vom nach wie vor hohen Fachkräftebedarf.

Insbesondere mittlere und größere Zulieferer aus der Feinwerkmechanik, die direkt oder indirekt für die Industrie in wichtigen exportorientierten Branchen der Energietechnik, des Schienenverkehrs, im allgemeinen Maschinenbau sowie der Automobilindustrie ihr Geschäftsfeld haben, kämpfen um ihre Zukunft. Durch Exporteintrübung und Strukturveränderungen in der Automobilindustrie sind die feinwerktechnisch ausgerichteten Betriebe schon vor der Coronakrise unter Druck geraten. Hier hat bereits im vergangenen Jahr ein spürbarer Umsatzeinbruch stattgefunden. Unter den gegebenen Umständen der Kurzarbeit zeigt sich bei der Beurteilung der Auftragsbücher, dass sich das Geschäft dramatisch verändert hat. 70 % der Feinmechaniker haben einen Auftragsvorlauf von einem Monat oder weniger. Gut 45 % verzeichneten im dritten Quartal einen gesunkenen Auftragsbestand.

Die Zukunftsaussichten haben sich im Vergleich zur besorgniserregenden Prognose der Betriebe aus dem März des Jahres stabilisiert. Damals rechneten angesichts geschlossener Grenzen und Schreckensmeldungen aus ganz Europa deutlich über 70 % mit einer Verschlechterung der Situation. Heute gehen 22 % der Feinwerkmechaniker von einer weiteren Verschlechterung der Aussichten im vierten Quartal aus, bezogen auf die bisherige schwierige Entwicklung. Das spiegelt sich auch in der stark zurückhaltenden Investitionsbereitschaft wider. Nur noch 20 % der Feinwerkmechaniker planen in diesem Jahr zu investieren.

Metallbau weitgehend stabil

Für rund 80% der Metallbauer ist Kurzarbeit kein Thema. Weniger als 10% sind aktuell tatsächlich gezwungen, auf dieses Instrument zurückzugreifen. Knapp 70% beurteilen ihre momentane Geschäftslage als gut bis sehr gut. Nach der Auftragslage gefragt, geben immerhin knapp 20 % Betriebe einen Vorlauf von 4 Wochen an, die überwiegende Mehrheit ist für die nächsten 2-3 Monate ausgelastet. Zwei Drittel der Metallbauer gehen davon aus, dass das im laufenden vierten Quartal so bleibt. Ein Drittel der Metallbauer plant bis Jahresende 2020 noch Investitionen, zwei Drittel sind diesbezüglich deutlich vorsichtiger und schauen auf die aktuelle Entwicklung beim Auftraggeber Öffentliche Hand genauso wie beim gewerblichen und privaten Auftraggeber. Gefragt nach den größten momentanen Herausforderungen bei den Metallbaubetrieben sind diese in erster Linie vom Fachkräftemangel betroffen, gefolgt von der Preisfindung bei Kunden und Lieferanten.

Bundesverband Metall fordert eine mittelstandorientierte Finanzierung

„Im Metallhandwerk stehen insbesondere die investitionsintensiven Betriebe der Feinwerkmechanik vor großen Herausforderungen. Dabei nehmen die zuliefernden Betriebe der Feinwerkmechanik in der deutschen Wirtschaft eine Schlüsselposition ein. Die hier produzierten Teile und Güter bilden oftmals die Grundlage für die weitere Verarbeitung in der Exportindustrie. Sie sind daher für ein verlässliches Funktionieren des gesamten Wirtschaftsgefüges unabdingbar. Wir erwarten hier von der Politik, sich dringend um die Stabilisierung der Unternehmen zu kümmern, bspw. mit einer durchdachten mittelstandsorientierten Finanzierung. Diese muss insbesondere auch das im mittelständischen Maschinenbau übliche langfristige Geschäft berücksichtigen. Fertigungszeiten von bis zu 24 Monaten sind bei einer hochkomplexen Maschine durchaus betriebliche Praxis. Jetzt ausbleibendes Geschäft wirkt sich daher deutlich später aus als im Handwerk allgemein üblich. Daher bedarf es eines eigenen, für diese Bereiche fristengerechten Hilfspaketes“, kommentiert Markus Jäger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Metall in Essen die aktuellen Ergebnisse der Konjunkturerhebung.

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