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News 21. Februar 2024

Dierk Behrmann ist verstorben

Wie kaum ein anderer Unternehmer hat Dierk Behrmann aus Remagen 65 Jahre lang die Entwicklung der Aluminium-Branche mitgestaltet. Am 13. Januar 2024 verstarb er im Alter von 85 Jahren.

Dierk Behrmann verstarb Mitte Januar 2024 im alter von 85 Jahren.
Dierk Behrmann verstarb Mitte Januar 2024 im alter von 85 Jahren.

Dierk Behrmanns bemerkenswerter beruflicher Lebensweg begann am 1. April 1957, als er seine Lehre als Metallkaufmann aufnahm. Schon bald darauf, Ende der 1950er Jahre, setzte er seine ersten Schritte in der Industrie bei den Aluminium-Umschmelzwerken E. Biskupek in Hannover.

Im Jahre 1969 ergriff Dierk Behrmann eine bedeutende Gelegenheit, als er eine Führungsposition bei den Kaiser-Preussag Aluminiumwerken in Koblenz übernahm. Doch sein unermüdlicher Unternehmergeist ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Im Jahre 1974 verwirklichte er seinen Traum von unternehmerischer Selbstständigkeit und gründete zusammen mit drei Partnern das Unternehmen Aluteam in Mayen in der Eifel.

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Mit Wochenendarbeit zum Branchen-Schwergewicht

Operativ startete das junge Unternehmen 1975 auf einer in De Lier, Niederlande, gemieteten Aluminium-Strangpressanlage. Während am Wochenende die technische Mannschaft nach Hause fuhr, übernahmen von Freitag bis Sonntagabend die Kaufleute einschließlich Dierk Behrmann die Profilproduktion, das Verpacken und das Verladen der Profile. Ein Jahr später expandierte Aluteam durch den Kauf und Installation einer eigenen Strangpresse am Standort Mayen, der später zum Hauptsitz der Aluteam-Firmengruppe wurde.

Innerhalb eines Jahrzehnts entwickelte sich das damalige Start-up zu einem Schwergewicht in der Branche. Vom Bau des ersten Werks mit eigener Produktionsanlage im Jahre 1976 wuchs die Aluteam-Gruppe auf 1.400 Mitarbeitern mit einem Umsatz von rund 400 Millionen DM im Jahr 1985.

Der Stratege Dierk Behrmann erkannte schon früh die komplexen Verflechtungen der Aluminium-Branche im In- und Ausland und die Notwendigkeit von flexiblen operativen Einheiten. So umfasste die Aluteam-Gruppe schon Mitte der achtziger Jahre 28 Tochterunternehmen mit jeweils geschäftsführenden Gesellschaftern. In dieser Zeit führte Dierk Behrmann die Mitarbeiterbeteiligung an der Aluteam-Gruppe ein und gab damit allen Mitarbeitern die Chance der Erfolgsbeteiligung.

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Marktreife Fertigprodukte aus Alu-Profilen

Ein wichtiges Standbein insbesondere in der Anfangsphase war die Herstellung von Strangpressprofilen für einen marktführenden Fenstersystemanbieter. In der weiteren Unternehmensentwicklung diversifizierte die Gruppe ihr Portfolio vom Aluminium-Schrottrecycling über Aluminiumgussteile bis hin zu marktreifen Fertigprodukten auf der Basis von Aluminiumprofilen. Dazu gehörten zum Beispiel Gerüste, Brückengeländer, Fensterbänke, Luftfrachtpaletten und Turnierhindernisse für den Reitsport. Dierk Behrmann selbst war begeisterter Vielseitigkeitsreiter. Die Kombination aus Springen, Dressur und Geländereiten faszinierte Behrmann jahrzehntelang. Tatsächlich gewann er auch einmal Meisterschaft im Mannschafts-Vielseitigkeitsreiten in Reinland-Pfalz.

Ende der 80er Jahre war die Aluteam-Gruppe mit rund 2.200 Mitarbeitern, 40 Töchterunternehmen in Europa und den USA sowie einem konsolidierten Jahresumsatz von rund einer Milliarde DM auf ihrem Zenit. Das nahmen Dierk Behrmann und seine Mitgesellschafter zum Anlass und veräußerten ihre Aluteam-Anteile an die österreichische Amag. Ein Jahr lang noch arbeitete Behrmann im Vorstand der Amagin der österreichischen Zentrale in Ranshofen.

Kurzes Sabbatical

Lange hielt Dierk Behrmann jedoch sein anschließendes Sabbatical nicht aus. Zunächst stieg er kurzerhand in die Hotelerie-Szene ein und wurde Hotelbesitzer in Mayen und in der Lüneburger Heide. Anschließend engagierte er sich im Osten und übernahm 1990 im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung ein Metallwerk in Harzgerode. Zusätzlich übernahm er außerdem eine Gießerei in Torgelow sowie ein weiteres Metallwerk in Blankenburg. Insgesamt beschäftigte er damit rund 1.000 Mitarbeiter in den verschiedenen Werken. Der begeisterter Hobbypilot reiste bevorzugt in seiner Cessna zu den unterschiedlichen Terminen in Europa. Zur Jahrtausendwende endete dieses Kapitel mit der Übernahme der Firmengruppe durch die Trimet Aluminium.

Der Powermensch Behrmann gestaltete wie selbstverständlich weitere Firmen und Gesellschaften: Nachdem er die Handelsgesellschaft Pannon Metal in Ungarn sowie die Beratungsfirma TEC Consult gegründet hat, folgte das Engagement in Polen mit der ICI und der Elrec. In der Weiterentwicklung seiner Aktivitäten entwickelte er die Unternehmensgruppe 3River Metal Group mit dem Fokus auf die strategisch wichtigen Lieferketten. Das Headquarter war in Deutschland platziert, an seinem Wohnort Remagen. Handelsniederlassungen und Produktionszentren sind in Ungarn, Deutschland und Polen angesiedelt. Daher auch der Unternehmens-Name 3River Metal Group. Die Firmen sind jeweils ansässig an den Flüssen Rhein, Oder und Donau.

Panta rhei

Dierk Behrmann hatte eine besondere Beziehung zu Wasser. Die Erkenntnis von Heraklit von Ephesos „Alles befindet sich in einem ständigen, fließenden Prozess des Werdens“ ist zu seinem persönlichen Motto geworden: „Panta rhei“.

Veränderung der Veränderung zuliebe lehnte Behrmann stets ab. Aber sich an neue Herausforderungen des Lebens anzupassen und das Beste daraus zu machen, das war die Maxime von Dierk Behrmann. So hatte Behrmann früh erkannt, dass zum Beispiel der Klimawandel nicht nur ein Modewort ist, sondern wirklich nachhaltige Veränderungen für die kommenden Generationen mit sich bringt. Um Verantwortung zu übernehmen und auch mit gutem Beispiel voranzugehen, arbeitet die 3River Group bis heute am Ziel der klimaneutralen Produktion. „Die großen Krisen unserer Zeit sind schlimm und bestürzend. Und dennoch sollten wir unseren Blick auf die größte Herausforderung für die kommenden Generationen gerichtet lassen – dem Klimawandel“, mahnte Dierk Behrmann immer wieder.

2022 traf Dierk Behrmann erneut eine langfristig wichtige Entscheidung für sein Lebenswerk: er ging eine strategische Partnerschaft mit Andreas Nickelsen und dessen Unternehmensgruppe alphametall group ein. Beide Männer waren seit 40 Jahren eng miteinander verbunden, persönlich und auch unternehmerisch.

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