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Märkte / Produkte 5. Mai 2023

Step-G hat Zukunftsmärkte und Nachhaltigkeit im Fokus

Stefan Knabben, Director Sales bei Step-G, berichtet im Interview mit der Aluminium Praxis über die strategische Ausrichtung des Unternehmens.

Stefan Knabben, Director Sales bei Step-G
Stefan Knabben, Director Sales bei Step-G

ST Extruded Products Group, kurz Step-G, ist einer der weltweit führenden Hersteller und Anbieter von Aluminium-Strangpressprofilen und Aluminiumlösungen. Stefan Knabben ist seit 1. April 2023 Director Sales bei Step-G, und hat klare Vorstellungen über Zukunftsmärkte und die nachhaltige Ausrichtung von Step-G.

APR: Herr Knabben, bitte stellen Sie Step-G kurz vor.

Stefan Knabben: Step-G gehört zur japanischen Sankyo Tateyama Incorporation mit Standorten in Deutschland, Österreich, Belgien und China. Zu den deutschen Standorten zählen Presswerke in Bitterfeld, Bonn und Vogt, weiterhin eine eigene Gießerei sowie ein Weiterbearbeitungs- und Logistikverteilzentrum in Hettstedt. Die drei deutschen Presswerke sind hochspezialisiert und bieten ein umfangreiches Programm an stranggepressten Profilen und komplexe Leichtbaulösungen für die Automobilindustrie ebenso wie deren direkte Zulieferer, die Schienenfahrzeugindustrie, die Maschinenbaubranche, das Segment Elektrotechnik und den Sektor Bau an. Am belgischen Standort in Duffel werden fast ausschließlich Vollprofile aus hochfesten Legierungen für den Luftfahrtbereich gefertigt. Unser chinesischer Standort in Tianji n ist ebenfalls auf die Automobilindustrie spezialisiert. In Österreich, Traun, ist eine Vertriebsniederlassung für Aluminium-Strangpressprofile unserer Eigenmarke Bug Aluminiumsysteme für den Baubereich.

Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.
Bearbeitung von Profilen bei Step-G

APR: Am Standort hier in Bonn produzieren Sie insbesondere für die Automobil- und die Schienenfahrzeugindustrie?

Stefan Knabben: Ja, der Schwerpunkt der Produktion in Bonn liegt mittlerweile bei drei Vierteln auf der Automobilindustrie. Wir haben den Megatrend Elektromobilität in den Fokus genommen und sind darin sehr erfolgreich, wir liefern beispielsweise Bauteile für Batterierahmen sowie hoch komplexe und sicherheitsrelevante Bauteile für die Automobilindustrie an unterschiedliche OEMs. Die großen europäischen Schienenfahrzeughersteller ge-hören ebe nfalls zu unserem Kundenkreis mit den verschiedensten Anwendungsbereichen wie Metro, Regional- und Hochgeschwindigkeitszügen. Für beide Anwendungsbereiche, Automotive und Rail, liefern wir einbaufertige Komponenten und Systembaugruppen. Wir verfügen über einen großen, hochmodernen Maschinenpark, mit dem wir komplette und vollständig bearbeitete Profile herstellen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren vom reinen Profilhersteller hin zum Komponenten- und Baugruppenlieferanten entwickelt und liefern direkt an das Montageband. Deshalb investieren wir verstärkt ins Engineering, in die Weiterverarbeitung an all unseren Standorten, wie auch hier in Bonn.

Wir folgen sowohl im Automobil- als auch im Schienenfahrzeugbereich dem Trend zum Leichtbau und sind in den neuen Mobilitätsformen mit unseren Strangpressprofilen vertreten.

Step-G-Profile sind in vielen modernen Mobilitätsformen vertreten

APR: Bitte geben Sie uns Beispiele für die Baugruppenfertigung.

Stefan Knabben: Im Automobilsektor fertigen wir zum Beispiel verschiedene Strangpressprofile für das Batteriegehäuse, die bei uns auch weiterbearbeitet und oberflächenbehandelt und dann vom OEM zu Batteriegehäusen verbaut werden. Weiterhin fertigen wir mit einer vollautomatisierten Fertigungslinie für einen asiatischen OEM hochfeste Stoßfängersysteme. Hoch innovativ ist ein Bauteil, das wir für einen Tier-1 Kunden fertigen - und das ohne Unterschied des Antriebs. Dieses komplexe Bauteil kann sowohl in einen Verbrenner, ein Hybrid- oder E-Fahrzeug sowie auch in ein Wasserstoff getriebenes Fahrzeug eingebaut werden.

Im Schienenfahrzeugbereich fertigen wir bis zu 25 Meter Profile mit einer Breite von maximal 720 mm Höhe für Regionalzüge und High-Speed-Trains in Europa, Afrika oder Asien. Die Profile werden dann zu bis zu 3 Meter breiten Komponenten für beispielsweise Seitenwänden, Dächern oder Böden verschweißt, die dann mit Fenster- und Türenausschnitten fertig mechanisch bearbeitet werden. Die kompletten Seitenwände liefern wir direkt zum Kunden, der sie dann zu Waggons zusammenfügt. In Westeuropa sind wir einer der wenigen hochspezialisierten Anbieter für einbaufertige Baugruppenlösungen für die Schienenfahrzeug-Industrie. Vor kurzem haben wir als weltweit einziger Standort mit Aluminium-Strangpressen die Zertifizierung mit dem Iris Level Silber erhalten. Dieses Gütesiegel unterstreicht den jahrelang gleichbleibend hohen Qualitätsstandard für sicherheitsrelevante Großkomponenten im Schienenfahrzeugbau. Auch weitere nennenswerte Zertifizierungen wie z.B. die Norm IATF 16949 für die Automobilbranche ist ebenfalls ein Gütesiegel für die Zuverlässigkeit von Step-G.

APR: Wenn man sich in der Strangpressindustrie umhört, herrscht in der E-Mobilität und insbesondere im Sektor Batteriekästen Aufbruchstimmung. Teilen Sie diese Einschätzung?

Stefan Knabben: Der Megatrend Elektromobilität hat einen Boom bei Herstellern für Strangpressprofile ausgelöst. Hier sehen wir noch großes Entwicklungs- und Zukunftspotenzial für den Werkstoff Aluminium. Der Leichtbautrend, und hier besonders die erwartete Zunahme alternativer Antriebe, lässt eine weiterhin steigende Nachfrage nach stranggepressten Leichtbaukomponenten aus Aluminium erwarten. Für die E-Mobilität werden seitens der Automobilindustrie Aluminiumprofile mit spezifischen Materialeigenschaften nachgefragt, auch werden die Anforderungen bezüglich der Querschnittsgrößen immer höher. Zugleich steigt die Nachfrage in Sachen Weiterbearbeitungstiefe. Hier sind wir gut aufgestellt, um die Anforderungen der Automobilisten ganzheitlich zu erfüllen. 

Zukunftsmarkt Mobilität

APR: Wie sieht Ihre mittelfristige Strategie aus?

Stefan Knabben: Mobilität ist einer der großen Zukunftsmärkte, in dem wir unsere Erfahrungen und Kompetenzen einbringen wollen. Es gibt sowohl in der Automobil- als auch der Schienenfahrzeug-Industrie sehr viele Projekte, die wir mitgestalten und -entwickeln können. Und auch wenn das noch Zukunftsmusik ist: Flugtaxis und andere innovative Mobilitätsformen brauchen ebenfalls innovative Leichtbaulösungen. Doch auch bei dem Thema erneuerbare Energie, wie etwa bei Wind-kraftanlagen, sehen wir Potenzial für stranggepresste Aluminiumprofil-Anwendungen.

APR: Wie wollen Sie Ihre Ziele umsetzen?

Stefan Knabben: Wir müssen verstehen, was unsere Kunden morgen brauchen und möchten Entwicklungspartner sein. Ich stelle mir einen agilen und modernen Vertrieb mit verstärktem Fokus auf Kundenbedürfnisse vor. Für uns ist es relevant, dass wir die Bedürfnisse des Markts und unserer Kunden frühzeitig erkennen und ausloten, um diese aktiv in Kunden- und Servicelösungen umzuwandeln. Diese Ziele möchte ich durch kontinuierliche Prozessoptimierungen in Kombination mit kundenspezifischen Servicevereinbarungen und Lieferperformance erreichen. Mir geht es um schlanke Prozesse aus dem Sales Team heraus und über die Organi-sation hinweg. Nur dann kann eine Verbesserung im Sinne einer proaktiven Kommunikation sowie eines exzellenten Kundenservices und Produktversorgung unserer Kunden entstehen.

Step-G ist attraktiver und hochinteressanter Arbeitgeber

APR: Dazu brauchen Sie gutes Personal. Wie trifft Sie der Facharbeitermangel?

Stefan Knabben: Dass die Personalsuche immer schwieriger wird, lässt sich nicht wegdiskutieren. Mit dem rasanten digitalen Wandel und der Transformation wird es essenziell wichtig, Experten im Team zu haben, die den neuen Aufgaben gewachsen sind. Step-G ist an allen seinen Standorten ein attraktiver und hochinteressanter Arbeitgeber, der in Zukunftsmärkten agiert und tolle Lösungen herstellt. Es sind viele Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer bei uns gegeben. Die umfangreichen Mitarbeiterangebote sollen auch soziale, gesundheitliche und arbeitsplatzbezogene Mehrwerte neben der finanziellen Absicherung bieten. Zudem beinhaltet dies eine intensive Einarbeitung und Unterstützung in der Mitarbeiterentwicklung.

Deshalb wird das „Employer Branding“, also die Investition in eine starke Arbeitgebermarke nach innen wie außen, immer wichtiger für uns. Wir kooperieren mit Schulen, Hochschulen oder IHKs, gehen auf Bildungsmessen und initiieren zahlreiche Maßnahmen, um potenzielle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von uns zu überzeugen. Am Ende sind es auch unsere Mitarbeiter, die mit ihrer Stimme neue Mitarbeiter werben und überzeugen können.

Nachhaltigkeit im Fokus

APR: Immer mehr ausländische Anbieter drängen auf den hiesigen Markt. Wie sehen Sie Step-G gegenüber diesen Wettbewerbern aufgestellt?

Stefan Knabben: Wir sind ein verlässlicher Partner mit modernsten Maschinenanlagen und Prozessen im gleichen Wirtschaftsraum und können aus der lokalen Nähe zu unseren Kunden einen beidseitigen Vorteil schaffen. Dabei haben wir einen hohen Automatisierungsgrad, sind stark in der Wertschöpfungskette und ein verlässlicher Partner außerhalb und innerhalb von Zollgrenzen. Wir können bei den Lohn- und Energiekosten nicht mithalten. Diesen Nachteil machen wir jedoch durch unsere langjährige Erfahrung und Weiterentwicklung, hohe Servicequalität und eine saubere Transportlogis-
tik wett. Strangpressen ist nach wie vor ein sehr lokal geprägter Markt mit langjährigen Kundenbeziehungen. Entscheidend für die eigene Wettbewerbsposition sind Innovationsfähigkeit und Kreativität in der Schaffung von Mehrwerten und unsere hohe Automation. Die hohe technologische Kompetenz, das Know-how und den Mehrwert, den wir unseren Kunden bieten, verschafft uns eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Auch beim CO2-Footprint sind wir marktgerecht aufgestellt.

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Längsgeschweißte Komponenten für die Schienenfahrzeug-Industrie

APR: Step-G bezeichnet sich als nachhaltig agierendes Unternehmen. Wie drückt sich das im unternehmerischen Handeln aus?

Stefan Knabben: Nachhaltigkeitsfragen werden zunehmend zum wichtigsten Entscheidungskriterium von Einkäufern. Heute achten unsere Kunden mehr auf die Umweltverträglichkeit der Produktion als auf die Kosten. Deshalb legen wir den Fokus unserer Nachhaltigkeitsstrategie auf einen nachhaltigen Beitrag für die Gesellschaft und einer konsequenten Erfassung des ökologischen Fußabdrucks.

Wir stellen 100 Prozent unserer Aluminiumprofile für die Bereiche wie beispielsweise Automobil, Schienenfahrzeuge oder auch Handelsprofile aus Ökostrom her. Zudem verwenden wir klimakompensiertes Erdgas und gleichen so die bei der Verbrennung von Erdgas unvermeidbaren CO2-Emissionen zu 100 Prozent aus. 

In der Produktion sind wir ebenfalls bestrebt Energieverbrauch und Emissionen in den einzelnen Standorten zu verringern und stellen beispielsweise unsere Ofentechnik auf moderne energieeffiziente Prozesse und Technologien um. Immer mit dem Ziel unseren eigenen Energieverbrauch und damit den CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren. Selbstverständlich achten wir auch auf den Ressourcenkreislauf und führen Eigen- oder Kundenschrotte wieder dem Recycling zu und stärken so unsere Metallbasis.

Daneben sind es viele Einzelmaßnahmen, wie etwa Projekte zur Bio-Diversität an den verschiedenen Standorten, mit denen Step-G in Sachen Klimaschutz gut aufgestellt ist. Deshalb verfolgen wir kontinuierlich unsere Nachhaltigkeitsstrategie, um für die heutige, aber auch die nächste Generation unseren Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten zu können.

APR: Herr Knabben, vielen Dank für das Gespräch.

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