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Anwendungen 21. November 2019

Thinktank für eine umweltgerechte Produktion sichert Standort Deutschland

Die führenden produktionstechnischen Professor/-innen Deutschlands haben auf ihrer WGP-Herbsttagung in Berlin eine umfassende Agenda verabschiedet, mit der sie die nachhaltige Produktion in Deutschland voranbringen wollen. „Es besteht bei den Mitgliedern Einigkeit, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu den zentralen Zukunftsaufgaben der Gesellschaft und damit auch des produzierenden Gewerbes gehören“, betont der WGP-Präsident Prof. Berend Denkena, Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz-Universität Hannover. „Wir haben daher die ersten Schritte getan, um für die hiesige Industrie einen objektivierten Handlungsleitfaden zu erarbeiten. Er soll wegführen von den widersprüchlichen Studienergebnissen und oft emotionalen Diskussionen. Die WGP hofft, so auch die Politik davon zu überzeugen, dass nicht nur eine umweltgerechte Produktion möglich, sondern auch eine große Chance für den Standort Deutschland ist.“

Die führenden produktionstechnischen Professor/-innen Deutschlands haben auf ihrer WGP-Herbsttagung in Berlin eine umfassende Agenda verabschiedet, mit der sie die nachhaltige Produktion in Deutschland voranbringen wollen. „Es besteht bei den Mitgliedern Einigkeit, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu den zentralen Zukunftsaufgaben der Gesellschaft und damit auch des produzierenden Gewerbes gehören“, betont der WGP-Präsident Prof. Berend Denkena, Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz-Universität Hannover. „Wir haben daher die ersten Schritte getan, um für die hiesige Industrie einen objektivierten Handlungsleitfaden zu erarbeiten. Er soll wegführen von den widersprüchlichen Studienergebnissen und oft emotionalen Diskussionen. Die WGP hofft, so auch die Politik davon zu überzeugen, dass nicht nur eine umweltgerechte Produktion möglich, sondern auch eine große Chance für den Standort Deutschland ist.“

Die WGP-Professor/-innen hatten auf der Frühjahrstagung im Mai dieses Jahres ein Konzept angekündigt, das eine objektive Beurteilung des derzeitigen Wissensstandes bezüglich Klimawandel und Umweltschutz ermöglicht. Bei der Datensammlung und Analyse der verfügbaren Quellen hat sich allerdings gezeigt, dass auf ein und dieselbe Fragestellung widersprüchliche Schlussfolgerungen gezogen werden – je nachdem, welcher Betrachtungshorizont gewählt wird. So ist zum Beispiel das Vorantreiben der Elektromobilität nicht mehr ausschließlich wünschenswert, wenn man Lithium-Ionen-Batterien beziehungsweise den umweltschädigenden Abbau des Lithiums in Südamerika oder Afrika in die Betrachtung mit einbezieht. „Wir werden nun die uns zur Verfügung stehenden Quellen nutzen, um zunächst Betrachtungshorizonte für die Industrie zu definieren. Aus dem Stand des Wissens werden wir dann Metriken erarbeiten, die Unternehmen Handlungsspielräume aufzeigen, wie sie ihre Produktion auf ressourcenschonende, umweltfreundliche Prozesse umstellen können“, fasst Prof. Wolfram Volk, Leiter des WGP-Wissenschaftsausschusses und Initiator des Arbeitskreises Umweltgerechte Produktion zusammen. „Dabei gehen wir über die zu eng gesetzte Grenze des Klimaschutzes hinaus und beziehen die Umwelt und deren Schutz mit ein. Auf diese Weise werden wir die oft emotional und kontrovers geführte öffentliche Diskussion um die Rolle der Industrie beim Klimaschutz und CO2-Ausstoß objektivieren.“

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Dabei bezieht sich die WGP auf diejenigen Aufgaben, die in ihrem Einflussbereich liegen: „Die Anforderung an uns wird beispielsweise sein, Alternativen zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien in die Großserienproduktion zu bringen, also hierfür die Produktionsanlagen anzubieten.“ Grundgedanke bei alldem ist es, vom Wertstrom- zum Ressourcendenken zu kommen. „Es ist doch sinnvoll, die Rohstoffe vor Ort zu verarbeiten. Das ließe sich zum Beispiel dadurch erreichen, dass wir bislang unabhängig voneinander arbeitende Industriezweige zusammenbringen, wie etwa Chemie und Biotechnologie. Wir müssen einfach neue Wege schaffen, indem wir unser Denken erweitern. Beim Abfall zum Beispiel könnte das Recycling sein.“

Neue Bausteine in der Lehre

Auch die auf der Frühjahrstagung beschlossene Verankerung von umweltrelevanten Themen in die Lehrangebote treiben die Wissenschaftler/-innen voran. So einigten sie sich darauf, keine komplett neuen Vorlesungen zu erstellen, sondern Bausteine von fünf bis 15 Minuten Länge, die leichter in bestehende Systeme zu integrieren sind. Erste Themen wurden definiert und Videos von einzelnen Professor/-innen bis zur nächsten Frühjahrstagung im Mai 2020 zur Verfügung gestellt. „Wir werden die Lehrinhalte dabei nicht nur auf den klassischen Kanälen spielen, also in unseren Vorlesungen, auf unserer Homepage oder in unserem Newsletter“, konkretisiert Volk, „sondern darüber hinaus YouTube und Instagram nutzen, um auch möglichst viele junge Menschen zu erreichen.“

Über ihre direkte Zielgruppe der Studierenden hinaus, wollen die WGP-Mitglieder jedoch auch alle anderen gesellschaftlichen Gruppen ansprechen: angefangen bei Schüler*innen über Auszubildende bis hin zu Mitarbeiter/-innen in Unternehmen und Berufsschullehrer/-innen. „Wir wollen die gesamte Gesellschaft erreichen“, so Volk.

WGP-Thinktank zeigt Chance für Standort Deutschland

Eine eigene Arbeitsgruppe arbeitet daran, die praktische Umsetzung umweltgerechter Produktionstechnologien voranzubringen. Hierzu werden Verbundprojekte initiiert und koordiniert, die konkrete innovative Lösungsansätze für eine umweltfreundliche Produktion liefern. Die anvisierten Themenfelder reichen von Materialeffizienzen in Stoffströmen über Demontage/Remanufacturing und digitale Unterstützung bis hin zu Vorschlägen an die Politik.

„Der Ressourcengedanke muss im Vordergrund stehen“, fordert Volk. „Aber wir haben uns bei alldem zum Ziel gesetzt, die Chance der Nachhaltigkeits- und Umweltdiskussionen für die Produktionstechnik auch im Sinne von neuen Geschäftsmodellen aufzuzeigen. Denn Ökologie und Ökonomie schließen sich nicht mehr automatisch aus. Und nur wenn es Unternehmen gelingt, auch mit umweltgerechten Verfahren Gewinn zu machen, werden wir unser Ziel erreichen.“ Hier verstehe sich die WGP als Thinktank, der aufzeige, wie mittels

Wirtschaftlichkeit als treibender Kraft umweltgerechte Produktion bei langfristiger Wettbewerbsfähigkeit möglich sei. Ganz konkret: Verteuern sich Ressourcen oder stehen Image-fördernde Maßnahmen auf dem Unternehmensplan, werde die WGP mit ihrem Handlungsleitfaden – dem WGP-Standpunktpapier – Wege zur Umstellung der Produktion aufzeigen. Auch für die politische Diskussion soll die Publikation mehr Klarheit bringen.

„Ich bin optimistisch, dass wir den Schritt zu umweltgerechter Produktion schaffen können“, betont Denkena. „Allein der Blick auf die junge Generation zeigt doch, wie groß das Bewusstsein und das Engagement diesbezüglich ist – gerade unter den Jungunternehmern. Das zeigt die Start-up-Szene genauso wie die Bewegung Entrepreneurs for Future. Und wir werden sozusagen mit Production for Future eine Grundlage dafür schaffen.“

 

 

 

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